Das #dock2019 und der Einsatz von Freiwilligen in der Wohnungslosenhilfe
Am 25 Mai 2019 hatte die „Karin und Walter Blüchert Gedächtnisstiftung“ zu einem Tag ohne Sorgen eingeladen. „Bedürftige und Menschen in Not“ konnten es sich einen ganzen Tag lang gut gehen lassen. Viele wohnungslose Menschen sind gekommen.
Ein großes Gelände in prominenter Lage (Hafen-City), Festivalatmosphäre, ein kontrollierter Zugang ohne Eintrittsgeld, drinnen alles kostenfrei. Ein Bus-Shuttle war eingerichtet. Neben Essen, Trinken und Live-Musik gab es ärztliche Hilfen für Mensch und Tier, Massagen, Friseure, Kleidung, Duschen, Waschmaschinen, Tümmler und Vieles mehr. Anders als im Vorjahr gab es zudem Angebote von Beratungs- und Hilfseinrichtungen.
Wir waren als Hilfseinrichtung eingeladen und haben gern teilgenommen. Die Nachfrage nach unserem Angebot war nicht groß, aber sie war da. Unsere Gespräche mit Besuchern zeigten vor allem, dass sie sich wohl fühlten: Ein Tag ohne Sorgen, ein Tag geprägt von Aufmerksamkeit und Wertschätzung, ein Tag ohne Drogen und Alkohol. Unser Eindruck an diesem Tag ist, dass wir Profis Teil der Hilfen sind und nicht das Zentrum. Das ist für uns und manche Kollegen eine neue Erfahrung.
In der Hilfe für obdachlose Menschen ist das Engagement ehrenamtlicher Gruppen und Einzelpersonen in Hamburg lange etabliert. Mit der Heilsarmee, der Hamburger Tafel oder der Alimaus sollen nur drei Beispiele genannt sein, es gibt sie zahlreich. Sie helfen in akuter Not, begleiten aktiv oder sind „einfach nur da“ (vielleicht das Wichtigste).
Seit dem Frühjahr 2016 haben sich in Hamburg in großem Umfang neue Initiativen gebildet, Gruppen und auch Einzelpersonen. Sie zeichnet eine hohe Eigeninitiative und Autonomie aus. Das ist im Sinne bürgerschaftlichen Engagements gut und es hilft konkret, wo andere Hilfen nicht da sind. Gleichzeitig haben wir auch gesehen, dass manche Aktionen nicht gut waren: Die obdachlosen Menschen wurden ohne Einverständnis fotografiert und die Bilder ins Netz gestellt oder Hilfen waren ungeeignet und verschlechterten die Lage nur. Vor allem fehlte häufig die Verbindung zu weitergehenden Hilfen, die die Obdachlosigkeit beenden können.
Wir haben über unseren Dachverband, der „Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege“ (AGfW) https://www.agfw-hamburg.de/ zu Gesprächen eingeladen. Die Einladung war nicht einfach, gibt es doch z.T. nur facebook Accounts für die Kontaktaufnahme. Am 27. April 2019 hat das dritte Treffen stattgefunden.
Bei den Treffen geht es um das Kennenlernen, auch um Datenschutz und grundlegende Regeln des Miteinanders. Das macht was mit allen Beteiligten. Profis und Ehrenamtliche lernen voneinander und untereinander.
Für uns ist vor allem wichtig, dass die Hilfe für obdach- und wohnungslose Menschen immer die Perspektive über den Moment der akuten Notlage hinaus mitnimmt: Lebensmittel, Schlafsack oder eine ärztliche Hilfe werden verbunden mit Hinweisen auf weitergehende Angebote zur Beendigung der Obdach- oder Wohnungslosigkeit oder mit fundierter rechtlicher Beratung.
Und uns ist wichtig, dass für die betroffenen Menschen Würde geschaffen oder gewahrt wird. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln. Die „Selfi-Kultur“ mit dem Streben nach Selbstdarstellung lebt auch in den Hilfen auf der Straße.
Die Gespräche werden weitergehen. Im Herbst 2019 soll es ein nächstes Treffen geben. Unser Fremdeln mit den vielen Initiativen wird weniger werden. Alles bleibt anders, gut so.